Dr. Karsten Steinmetz, 42, ist Schriftsteller, Mitglied im PEN Zentrum Deutschland,, Kulturschaffender und Dozent für politische Bildung. In seiner Heimatstadt Magdeburg ist er Vorsitzender des „Kulturanker e.V“.
„Ich habe schon in Mumbai und Paris gelebt und bin doch immer wieder nach Magdeburg zurück gekommen. Weil diese Stadt mir das Gefühl gibt, mein Träume verwirklichen zu können. Bei den Magdeburgern trifft man immer auf freundliches Interesse und auch die Politik macht vieles möglich. Klar, Paris ist toll, aber was hast du von der Stadt, wenn Du 40 Stunden die Woche schuften musst, um Dir ein 12 Quadratmeter-Zimmer leisten zu können?
Ich hatte schon direkt nach der Wende das Bedürfnis, diesem Image von Magdeburg als einem kaputten, öden Ort irgendwo in Dunkeldeutschland etwas entgegenzusetzen. Mit meinem Verein „Kulturanker e.V.“ versuchen wir, unentdeckte Räume mit Kunst zu bespielen, zu erschließen und den Menschen eine neue Perspektive auf diese Orte zu eröffnen. Wir haben beispielsweise vor einigen Jahren das alte, damals noch verlassene Altstadtkrankenhaus bespielt, mit 250 nationalen und internationalen Künstlern, die dort drei Wochen lang unter dem Motto „Romantik 2.0“ Arbeiten über die Liebe im digitalen Zeitalter vorgestellt haben. Das war fantastisch, auch weil die Magdeburger diesen geschichtsträchtigen Ort wieder neu entdeckt haben, jetzt wird dort ein Hotel eröffnen und es finden auch weiter Veranstaltungen statt. Im letzten Jahr haben wir hier am Wissenschaftshafen das Kunstfestival „Opus Aquanett“ veranstaltet, bei dem 50 Künstlerinnen und Künstler auf Booten ihre Werke zum Thema „Wasser und Wandel“ präsentiert haben, es gab Ausstellungen, Performances, dort an dem alten Schiffskran hing eine gigantische Discokugel, das war eine wirklich magische Stimmung. Das ist ein besonderer Ort für mich, weil wir als Kulturanker e.V. hier unsere aller ersten Vereinsräume hatten. Dieser alte Handelshafen war ziemlich runtergekommen, jetzt entsteht hier ein neues Stadtquartier, mit Wohnungen, Forschungseinrichtungen der Uni und viel Raum für innovative Unternehmen. Im Grunde steht dieser Ort exemplarisch für das, was mit der ganzen Stadt passiert.“ (Alena Schröder, MERIAN Sachsen-Anhalt 9/2018)